17 Januar 2013

Warum Maslows Bedürfnispyramide in der modernen Gesellschaft hinfällig is


Der US-amerikanische Psychologe Abraham Harold Maslow erstellte im Laufe seines Lebens in mehreren Schritten seine Bedürfnispyramide die sich bis heute in den Lehrplänen der Schulen befindet. Doch meiner Meinung nach ist diese Pyramide gerade heute absolut hinfällig, vor allem, da es zu viele Ausnahmen gibt und sie nur für bestimmte Länder bzw nur bestimmte Gesellschaftsschichten oder Typen von Menschen gilt. An der Spitze der Pyramide befindet sich die Selbstverwirklichung, das "Ich" und dessen individuelle Ziele. Schon der erste Punkt der mich stört. Denn genau diese Gesellschaft, in der jeder danach strebt ein ganz besonderes Individuum zu sein, sorgt dafür, dass uns andere mehr und mehr egal sind. Nach Maslow ist aber genau das, das höchste Ziel. Sicher stimmt das auch für sehr viele Menschen, vor allem in den westlichen Ländern, aber es gibt auch ganze Religionen, die genau das ablehnen. Auch an dieser Stelle könnte man argumentieren, dass ja schon die Religion an sich eine Form der Selbstverwirklichung ist, aber sobald man sich der Religion angenommen hat wäre ja dann die Selbstverwirklichung beendet, was nach Maslows Theorie eigentlich nicht möglich sein kann, denn wie soll die Pyramide einfach ihre Spitze verlieren. Trotzdem ist die Spitze der Pyramide immer noch das, was nahezu für alle Menschen weltweit gilt und sicherlich am schwersten anzufechten ist, wie auch meine folgenden Argumente zeigen werden, heute steht für die meisten Menschen Selbstverwirklichung mehr im Mittelpunkt ihres Lebens als alles andere.
Die, von oben gezählte, zweite Stufe ist Wissen und Begreifen, also die Bildung und Schule. Vor allem für Kinder zählt das natürlich, aber gerade für Menschen mittleren Alters ist diese Stufe entweder gar nicht mehr vorhanden oder viel weiter unten einzuordnen. Viele Menschen lernen einfach schon von sich aus ab einer gewissen Zeit einfach nichts mehr und verlieren vollständig ihre Neugier und somit auch das Verlangen nach Wissen und Begreifen, das Bedürfnis entfällt nahezu vollständig, da sie sich mit ihrem Alltag abfinden. In unserer Welt war es noch nie gerne gesehen wenn man Dinge hinterfragt und besondere Neugier zeigt oder alles untersucht. Das liegt nicht am Menschen selbst, sondern an den Systemen in denen wir leben und lebten und genau dadurch hat sich im Laufe der Jahrhunderte eben eingebürgert, dass die meisten Menschen sich fügen und ihre Neugier verlieren. Auch wenn das ganz klar nicht für alle gilt, aber zumindest für die meisten "Otto-Normal-Verbraucher".
Die nächste Stufe ist Anerkennung und Respekt, also die Rolle des Gruppenführers, und das ist eine sehr interessante neue Entwicklung, denn die neue Generation, die nun teils auch schon arbeiten geht, scheut sich, so beobachteten Psychologen und Studien, vor Führrungpositionen. Heutzutage übernimmt man nicht mehr gerne Verantwortung. Das spiegelt sich auch in unseren politschen Systemen wieder, in denen niemand für Fehler wirklich verantwortlich gemacht werden kann und ein Politiker selbst nach dem Austritt aus der Politik noch sein gesamtes Leben finanziert bekommt etc. Und meiner Meinung nach ist ein Gruppenführer defintiv mit Verantwortung gleichzusetzen, wenn aber niemand mehr Verantwortung übernehmen möchte und dies auch nicht mehr gelehrt wird, kann man nicht davon sprechen, dass dies ein Bedürfnis ist, welches jeder Mensch hat. Und wer für nichts Verantwortung übernehmen will, der kann auch keine Anerkennung anstreben wollen.
Soziale Bedürfnisse ist die nächste Stufe, die Zugehörigkeit zu Gruppen. Das ist sehr interessant, denn wenn die höchste Stufe Selbstverwirklichung ist und ich bereits sagte, dass heute jeder nur noch versucht individuell zu sein, wie kann es dann aber schon 3 Stufen vorher das Ziel sein sich einfach zu fügen und Gruppen anzugehören, wo das doch nur einfaches "mitlaufen" wäre, was ja offensichtlich nicht das höchste Ziel ist, somit kann es aber auch nicht ein kleineres Ziel sein, das lässt sich unmöglich vereinbaren. Meiner Meinung nach ist es zwar schon so, dass man versucht zu Gruppen zu gehören, schon alleine von der Evolution her ist das eine logische Schlussfolgerung, aber dann gehört dieses Bedürfnis definiv nicht in eine Pyramide an deren Spitze die Selbstverwirklichung steht, die wiederum nicht biologisch bedingt ist, sondern allein ein Produkt unserer Gesellschaft und Geschichte. Somit gehören diese beide Stufen meiner Meinung nach in unterschiedliche Pyramiden.
Auf der, von oben vorletzten, Stufe befinden sich die Sicherheitsbedürfnisse. Diese kann ich sehr gut nachvollziehen. In egal welchem Land oder Gesellschaft, Sicherheit ist immer ein Bedürfnis. Aber, es gibt durchaus Menschen die am Rande oder außerhalb der Gesellschaft leben und deshalb kein Dach über dem Kopf etc anstreben. Jedoch steht das nicht zur Debatte, da sich die Pyramide ja auf eine Gesellschaft bezieht. Somit sind die Sicherheitsbedürfnisse genauso wie die physiologischen eigentlich die einzigen Stufen, die man nicht kritisieren kann. Essen und Trinken, also die letzte Stufe ist schon allein biologisch ein Pflichtbedürfnis und bildet die Grundlage des Lebens.

Zusammenfassend muss man sagen, dass die Bedürfnispyramide zu viele Fehler hat, zu viele Punkte, die zu beanstanden sind, als dass man sie länger im Lehrplan behalten sollte. Man kann für einen Menschen keinen Bauplan für dessen Bedürfnisse entwickeln, das gilt natürlich ganz besonders für die individuellen, aber auch für alle anderen Stufen der Pyramide gibt es einfach weder eine einheitliche Reihenfolge, noch kann man sagen, dass jeder diese Stufen besitzt. Nun wird uns beigebracht, dass diese Menschen dann die Stufen überspringen, aber wenn dann sowieso nur das Fundament interessant ist, kann man auch gleich die gesamte Pyramide weglassen.
Nach meiner Auffasung sollte man in Ethik viel eher lernen, wie man selbst Menschen und die Gesellschaft analysiert und wie man vor allem seine eigenen Bedürfnisse besser verstehen lernt. Maslows Pyramide kann dabei ganz sicher helfen, aber sie sollte eben auch nur als solch eine Hilfe dienen, und nicht als etwas, was man sich einprägen soll und was abgefragt wird, wie gesagt ist die Pyramide dafür zu lückenhaft. Ethik als Moral-und Sittenlehre sollte auch nur über Moral und Sitte lehren, dazu gehören in meinen Augen aber nicht die Ideen anderer Menschen, diese sollte man nur den Schülern zeigen, und ihnen beibringen, dass beispielsweise die Bedürfnispyramide helfen kann Ethik zu verstehen.

Maximilian Decker